Teneriffa – Tag 13

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Der Wecker klingelt! Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es tatsächlich erst sechs Uhr früh ist. Auch nach zwei Wochen Urlaub ist dies für mich als Langschläfer keinesfalls angenehm. Wir wollen heute jedoch nach Masca fahren und die berühmte Wanderung durch den Barranco del Masca machen und um vor den ganzen Bussen und den organisierten Wandertrupps, die in Herden die Schlucht herunter getrieben werden, dort zu sein, heißt es eben einmal früh aufzustehen.

Wenn man von Santiago del Teide aus nach Masca abbiegt geht es schon los. Die Straße führt in engsten Serpentinen den Berg hinauf. Teilweise muss ich unseren kleinen Citroen im ersten Gang den Berg hochquälen. Dann der Bergrücken und einige, wieder sehr enge Serpentinen herunter, bis sich zum ersten Mal das kleine Bergdorf Masca zeigt. Ein wirklich beeindruckendes Bild. Der Teil des Dorfes, der auf einem Kamm liegt, erinnert mich ein bisschen an Machu Picchu.

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Jetzt die wirklich enge Serpentinenstraße zum Ort hinunter. Um diese Uhrzeit scheint noch das normale dörfliche Leben vorzuherrschen. Eine alte Bäuerin trägt einen großen Bund frisches Gras auf ihrem Rücken die Straße hoch zu ihrem Hof. Eine Gruppe älterer Männer steht im Schatten eines Lorbeerbaums und unterhält sich. Alles sehr idyllisch.

Wir machen uns auf den Weg zum Einstieg und werden von einem Schild aufgehalten, auf den steht, dass die Schlucht für Wanderer gesperrt ist. Während des großen Feuers im letzten Jahr ist „die Brücke“ abgebrannt und noch nicht wieder erneuert worden. In Masca selbst ist von dem Feuer, bis auf einige am Stamm verkohlte Palmen nichts mehr zu sehen. Nach kurzer Ãœberlegung wollen wir aber trotzdem gehen, zumal vor uns schon ein paar Leute in die Schlucht gestiegen sind. Wenn denn an der Brücke, oder deren Ãœberresten Schluss sein sollte, dann ist das eben so!
Zuerst geht es auf einem befestigten Weg mit Treppenstufen (wie immer sehr große Tritthöhen) hinunter. Nebenbei kommt man an einem weiteren Schild vorbei, auf dem man darüber informiert wird, dass man keine wilden Katzen füttern soll, da diese possierlichen Tierchen eine Plage darstellen. Das Maunzen begleitet uns auch die ersten 20 Minuten, gesehen habe ich aber keine der Katzen.

Dann kommt man zu der Stelle an der die Brücke stand. Dort hängt jetzt ein Seil, an dem man sich doch recht einfach abseilen und dann das nicht tiefe Bachbett durchqueren kann. Auf der anderen Seite kraxelt man dann kleine Stufen zu dem ursprünglichen Weg hoch. Nach kurzer Zeit tritt man dann auf dem Grund des Barranco in die eigentliche „Schluchtwelt“ ein. Die Felswände schieben sich immer enger zusammen und man kommt sich teilweise wie in einem Dom vor. Jetzt geht es die nächsten Stunden in einer tollen Gerölllandschaft den Barranco hinunter. Hier gibt es immer wieder Hindernisse und Stufen zu überwinden und die Wanderung mutet wie ein kleines Abenteuer an. Toll! Teilweise ist etwas Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gefragt, aber davon gibt es -leider- nur zwei, drei kleine Passagen.
Nach einiger Zeit ziehen sich dann die Felswände wieder zurück, es wird wieder heller und ab und zu dringt eine Brise mit Salzwassergeruch an die Nase und Meeresrauschen dringt ans Ohr. Nach einmal um eine Biegung gehen und man sieht den Strand und den Atlantik vor sich. Auch das ist ein grandioser Anblick.

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Einheimische haben sich hier Hütten aufgebaut, Boote legen hier an und trotzdem es immer noch recht früh ist, ist hier schon eine Menge los.
Nach einer etwa einstündigen Rast machen wir uns dann auf den Rückweg die Schlucht hinauf in Richtung Masca. Jetzt kommen uns auch die ersten geführten Wandergruppen entgegen, in denen sich viele rote, verschwitzte und sehr angestrengte Gesichter wiederfinden. Einige von denen halten uns für total bekloppt, diesen Weg auch noch wieder hochgehen zu wollen ;-) .
Zugegeben: Der Rückweg ist ziemlich anstrengend. Das letzte Drittel des Weges liegt ab dem Mittag in der Sonne und ist dann doch sehr heiß und ohne einen Lufthauch. Wir hatten auf dieser Tour sechs Liter Wasser mit und das hat so gerade eben gereicht. Eines muss ich noch sagen: Auch wenn die deutschen im Allgemeinen mit ihrer Perfektion und ihrer Ausrüstung übertreiben, in dieser Schlucht sind hohe Wanderschuhe und viel Wasser ein absolutes muss! Zwischendurch kamen uns zwei Frauen entgegen: Eine in „vernünftigen“ Wanderoutfit, incl. Wanderschuhen, die andere Dame in (ehemals) weißer Hose und weißem Blüschen, Sommerhut und Espadrilles . Recht angestrengt, da sie ihre Freundin schon über die kleinsten Stufen schieben musste, fragte sie mit spanischem Akzent – komischerweise schienen wir immer ein D-Schild auf der Stirn zu haben- wie lange sie denn noch laufen müssten (45-60 Minuten). Irgendwie taten sie mir leid, aber andererseits, die Anforderungen sollten doch eigentlich bekannt sein. Dass sie es überhaupt so weit geschafft haben verdient doch schon ein bisschen Hochachtung.

Nach insgesamt acht Stunden waren wir wieder oben in Masca und haben uns in das Café am Kirchplatz gesetzt. Die Bedienung kam heraus und die erste Frage der Dame war: „Na, war’s anstrendend?!“. Wieder das D-Schild ;-(.
Ich war aber wirklich reell kaputt und vermute jetzt zu wissen, wie man sich nach einem Marathon fühlen muss. Aber neben dem Senderos del Agua ist das für mich die schönste Wandertour auf Teneriffa. Zumindest von den Touren, die wir gemacht haben.

Fotos wie immer hier.